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Von Hilmar Kranenberg im Bereich Allgemein.

Predigt am Sonntag Lätare ,25.03.2020

Liebe Gemeinde,

„Freuet euch,“ das ist die Übersetzung für den Namen des Sonntags Lätare. Und so beginnt auch unser heutiger Predigttext aus dem Buch des Propheten Jesaja, dort zu finden im 66. Kapitel:

Freuet euch über Jerusalem und jubelt über sie, alle, die sie lieben. Jauchzt in Freude mit ihr; ihr alle, die über sie trauern. Denn nun könnt ihr saugen und satt trinken an den Brüsten ihres Trostes, dass ihr reichlich saugt und euch erfreut an der Fülle ihrer Herrlichkeit. Denn so spricht Gott: Siehe, ich wende ihr zu Frieden wie einen Strom und den Reichtum der Völker wie einen überströmenden Bach. Da werdet ihr saugen, auf dem Arm wird man euch tragen und auf den Knien euch liebkosen. Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet. Ja, in Jerusalem werdet ihr getröstet werden. Ihr werdet es sehen und euer Herz soll sich freuen, eure Gebeine sollen sprossen wie das grüne Gras. Und man wir erkennen die Hand Gottes an seinen Knechten und den Zorn an seinen Feinden. (Jes 66, 10-14)

Freude und mehr noch Trost ist das Thema dieses Sonntags in der Mitte der Passionszeit. Und was ist für Kinder tröstlicher als die Nähe zur Mutter? Wohl deshalb wählt der Prophet dieses Bild für sein Trostlied. Die schweren Zeiten sind vorbei, man findet Trost in der Stadt, die wieder zu neuem, guten Leben zurückkehrt. Einem Leben voll Frieden, Geschäften und Geschäftigkeit. So weit sind wir, liebe Gemeinde, noch nicht. Bei uns haben die schweren Zeiten der Coronakrise anscheinend erst angefangen. Und so brauchen wir noch viel Geduld und gerade deshalb besonders viel Trost. Das, was unser Leben lebenswert macht, ist gerade mächtig eingeschränkt: Keine netten Stunden in fröhlicher Runde, keine Besuche bei den Lieben, kein Einkaufsbummel, keine Pause im Café, kein Schwätzchen im Park oder was unser Leben sonst noch bereichert, weil wir unter Leute kommen. Nicht zusammenrücken sollen wir, wie wir es sonst in schweren Zeiten gewohnt sind. Nein, auseinanderrücken ist das Gebot der Stunde. Damit das Virus sich nicht ungehindert verbreiten kann, damit nicht alle angesteckt werden. Es sind schon seltsame Zeiten, in denen wir leben.

Doch auch diese Zeiten keine Zeiten der Hoffnungslosigkeit. Denn wir wissen, es geht vorüber. Wir wissen nicht, wie lange es dauert, wir wissen nicht, wie viele Menschen daran erkranken, wie viele daran womöglich versterben. Dazu kann im Moment kein Wissenschaftler und kein Politiker eine realistische Antwort geben. Wir wissen nur, dass wir mit einem möglichst umfassendem Stopp unserer Kontakte zu anderen Menschen das Virus eindämmen können. Und damit bewahren wir hoffentlich viele vor schwerem Leid und Tod. Dass wir dafür vieles von dem was wir gerne tun für einige Zeit aufgeben müssen, ist eine ärgerliche aber wohl notwendige Begleiterscheinung. Denn es will ja auch niemand von uns Schuld sein an Krankheit und Tod anderer, nur weil man leichtfertig weitergelebt hat als wäre nichts. Und so suchen wir in diesen Zeiten nach Zeichen der Hoffnung, suchen nach dem, was uns Kraft und Trost geben kann. Vielleicht gehört ja dieses Trostlied des Propheten dazu. Ihr dürft euch satt trinken an den Brüsten des Trostes, auf den Armen wird man euch tragen und auf den Knien liebkosen. Der Frieden ist ausgebreitet wie ein Strom, die Menge der Völker wie ein voller Bach, euer Herz wird sich freuen. Mag sein, dass manche dieser Bilder uns zunächst einmal fremd sind. Die Bildersprache des Orients vor zweieinhalbtausend Jahren ist nicht die gleiche wie unsere heute. Doch es ist zu spüren, was uns diese Bilder sagen wollen. Wir können uns vorstellen, wir tröstlich die Brust der Mutter für das traurige Kind ist. Wir sehen vor unserem inneren Auge den Frieden wie einen großen Strom dahinfließen und sehen die Menge der Völkerscharen fröhlich herankommen wie einen bis an den Rand gefüllten, murmelnden Bach. Das alles sind alte, aber schöne und größtenteils verständliche Bilder. Und wenn die Bibel in Bildern spricht, dann hat das immer mit Gott zu tun. Wie auch können wir anders von Gott sprechen als in Bildern? In diesem Fall tröstet Gott seine Menschen wie eine Mutter ihre Kinder. Das ist eines der schönsten Gottesbilder wie ich finde. Denn Gott ist nicht nur der allmächtige, der Furcht und Schrecken verbreitet. Das haben wir zwar so verinnerlicht, doch kommt diese Seite Gottes in der Bibel eher selten vor. Der liebevolle, der tröstende Gott ist viel mehr der Gott der Bibel. Und das passt auch zu Gott als dem Vater Jesu Christi. Auch Jesus hat Liebe gepredigt und gelebt und nicht etwa Angst und Schrecken. Gott als tröstende Mutter, an deren Brust wir hängen. Dieses Bild mag manchen irritieren, der oder die eine andere Gottesvorstellung hat. Das ist auch verständlich. Doch Gott ist weder männlich noch weiblich. Und wie könnten wir Gott anders beschreiben als in Bildern, anders von ihm sprechen als in unserer Sprache, ihn anders denken als mit dem, was wir uns mit unserer Phantasie vorstellen können? In diesem Bild geht es nicht darum, ob Gott Mann, Frau oder irgendetwas anderes ist. Hier geht es um das Bild des Trösters oder der Trösterin Trost ist unser heutiges Thema, nicht Mann oder Frau. Und Trost haben wir bitter nötig, gerade in schweren Zeiten, so wie jetzt. Das Virus macht manche einsam, es ängstigt uns und wir spüren unsere Ohnmacht. Dennoch wir können einiges tun: Wir können Kontakt per Telefon halten. Dank der Technik können wir miteinander sprechen ohne einander von Angesicht zu Angesicht gegenüber zu stehen. Und es gibt noch mehr, was wir tun können. Da sind erfreulich viele, die uneigennützig anderen helfen. Dann wird für jemanden aus dem Ort eingekauft, da werden Lebensmittel oder Hilfen organisiert – toll, was alles geht! Nur gegen die Krankheit können wir nur wenig tun, außer auf Distanz zu einander zu gehen und die Hygieneregeln zu beachten. Das Virus ist unsichtbar und leise. Ein Feind, den man nicht sieht, der aber gefährlich ist. Und dann lesen wir fassungslos wie die Zahlen der Erkrankten und Gestorbenen täglich steigen und hoffen, dass es uns und unsere Lieben nicht erwischt.

Ja, es ist so: Mehr als Beten, Hoffen und Vorsichtig sein können wir nicht tun. Aber das ist ja schon einmal etwas. Wir haben noch keine Mittel gegen das Virus, aber wir sind auch nicht völlig ohne Aufgaben. Die einen helfen, die anderen beten, alle miteinander hoffen und die meisten sind vorsichtig, halten sich an die Ratschläge zu Hygiene und Abstand. Die Zahl der unbelehrbaren Egoisten, die jede Einschränkung ablehnen, wird hoffentlich schnell zurückgehen wenn sie merken: Das ist kein Spaß.

Doch zurück zum Trost, der ja eine Folge unseres Hoffens, unserer Gebete sein kann und soll! Da kommt Jesaja mit seinem Bild der tröstlichen Nähe gerade recht. Trotz aller Gefahren, trotz allem Schrecken, trotz der Bedrohung finden wir unseren Trost bei Gott. Gott ist uns so nahe, wie es eine Mutter für ihre Kinder ist. Gott tröstet und Gott verspricht, dass es weitergeht. Irgendwann, vielleicht in einigen Wochen, vielleicht in einigen Monaten, womöglich auch erst nächstes Jahr, ist der Coronaspuk vorüber. Dann können wir wieder leben, wie wir es gewohnt sind. Und damit sind wir beim zweiten Schlagwort dieses Sonntags, nämlich der Freude. Was werden wir dann feiern! Freudenfeste allenthalben, fröhliche Gottesdienste in hoffentlich vollen Kirchen, nachgeholte Feiern – ob Hochzeiten, Jubiläen, Konfirmationen oder Schulabschlüsse. Und so wie Jerusalem in Trümmern lag und dann wieder zu neuer Herrlichkeit gelangte, so wird es dann auch mit unserem Leben in der Gemeinschaft sein. Freuet euch mit Jerusalem, so begann unser Predigttext. Freuet euch mit Drabenderhöhe, freuet euch mit dem ganzen Bergischen Land, freuet euch mit der ganzen Welt – das können wir dann erleichtert ausrufen. Und vielleicht erinnern wir uns auch an den Schluss dieses Predigtabschnitts, wo uns weitere Hoffnungsworte begegnen: Ihr werdet es sehen und euer Herz wird sich freuen und eure Knochen werden erstarken wie das frische Gras.

Schlagworte: predigt

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  • Zuletzt geändert: 21.11.2022 15:20
  • von Manuel Krischer